Probleme mit PLC, Lösung mit der REG TP und mein Brief an die Nachbarn.
Liebe Funkfreunde, im Frühjahr 2012 wurde mein Funkempfang extrem gestört. Diese Störungen hatten eine Bandbreite von 8 bis 30 MHz. Es hörte sich an wie ein Knattern eines Mofas, deren Zündung nicht entstört wurde. Das S-Meter zeigte in den Spitzen 9+40 dB an und jeglicher Rundfunkempfang sowie die Amateurfunkfrequenzen speziell auf dem 80m Band waren durchgehend 24 Stunden mit dieser Störung behaftet.
Hier ein Soundbeispiel:
Mit einem Netzwerkanalyzer, Scope und diversen anderen Messgeräten habe ich ich versucht das Signal zu analysieren, da ich so eine Störung noch nie hatte. Die Ergebnisse habe ich dann an den PLC Spezialisten DL5QE zur weiteren Untersuchung geschickt.
Auch er hatte sich die Soundfile angehört, meine grafischen Auswerungen angeschaut und sich Gedanken gemacht, um was für ein Signal es sich handeln könnte. Hier seine ersten Vermutungen:
1. Es hat keine (!) erkennbaren Signalanteile, die einen
Informationsinhalt
haben, d.h. das Signal selbst trägt keine
Modulation i.S. einer Übertragung,
ist also KEIN PLC-Signal.
2. Das Signal ist ein rhythmisch pulsierendes
Signal aus Einzelpulsen
in 40 msec Abstand (d.h. QRG 25 Hz), dem eine
weitere
Wiederholungsrate von etwa 600 msec überlagert ist. Letzteres könnte
durch die AGC-Zweitkonstante des RX bei AM-Empfang generiert worden
sein, muss also nicht dem Signal entsprechen, das ist als sogenanntes
"Pumpen" der AGC bei Anregung durch PULSE höherer Vielfacher an
Frequenz, auch als "Pulsantwort" bekannt), je nach Codec kann das
auch
bei der MP3-Generierung entstanden sein.
3. Die 25-Hz-Grundschwingung ist
stark gedämpft, das Signal gleicht
dem Modulationsspektrum eines
Knallfunkensenders aus der Zeit zu
Beginn der Funkerei.
Ein Netzteil
/ Schaltnetzteil scheidet als Störquelle aus, da dies
Komponenten von 50 Hz
und Vielfachen davon hätte, außerdem ein
deutlich stärkeres breitbandiges
Rauschen.
Die eindeutige 25-Hz-Komponente läßt mit sehr hoher
Wahrscheinlichkeit auf ein Videogerät schließen (25 Hz ist die bei
uns
übliche Bildwechselfrequenz), vermutlich (da Videokameras nur
geringe Pegel
machen) ein Plasma-TV oder ein LED-TV, der nicht
ordnungsgemäß entstört ist
oder gar defekt (manche haben auch gar
keine Filterkomponenten eingebaut...)
Die unterschiedlichen
Frequenzbereiche auf KW, wo die Störungen besonders
deutlich zu hören
sind, ergeben sich einerseits aus den bei solchen
TV-
Flachbildschirmen gebräuchlichen Prozessoren zur Aufbereitung des
Bildsignals als auch andererseits durch Resonanzen des TV-Kabels und
der
Netzzuleitungen.
Also: Meine Vermutung ist: Ein Flachbildschirm
(entweder Plasma oder
LED, wobei Plasma eher zu Störungen neigt). Es ist
auch TV-
korreliert, denn PC-Flachbildschirme arbeiten mit anderen, fast
immer
deutlich höheren, Bildwechselfrequenzen.
Zur Störungssuche:
Erst mal ausschließen, dass es nicht der eigene
Flachbildschirm ist !!!
Dann ggf. in der Nachbarschaft umhören, wer
sich denn einen neuen
Flachbildschirm-TV zugelegt hat, etwa um die
Zeit des ersten Auftretens. Mir
sind Fälle bekannt, wo ein störender
Plasma-TV ca. 800 m Umkreis
"flachlegte"...
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Als auch weitere Untersuchungen mich nicht zum Ziel führten, habe ich mir eine Peilantenne gebaut und bin auf "die Jagd" gegangen. Schon nach kürzester Zeit wurde der Empfang trotz Abschwächung des RX sehr laut und die Richtung zeigt eineindeutig auf das in 100 Metern entfernte Zweifamilienhaus. Ich kam nicht näher als 10 Meter an das Haus, dennoch war ich sicher hier die Störquelle gefunden zu haben.
Noch am gleichen Tag benachrichtigte ich die RegTp und machte eine Störungsanzeige. Es dauerte ein Woche, dann bekam ich Besuch von 2 kompetenten Mitarbeitern der RegTp, die mit mir zusammen und 2 Peilgeräten auf die Suche gingen. Meine Peilantenne machte dabei den besten Job.... Nach 10 Minuten war die Störquelle lokalisiert und noch während unserer gemeinsamen Messung kam der Nachbar dieses Hauases nach draußen und erkundigte sich darüber, was wir an seinem Grundstück machten.
Die MA der RegTP wiesen sich aus und berichteten von der Störung. Sofort kam die Antwort "ja, dann klingeln sie mal bitte bei meinem Nachbarn, er ist Funker und dort wird sicherlich die Störung produziert". Ich stand ja bei diesem Gespräch dabei und die Herren der RegTP antworteten "Der Funkamateur, von dem sie sprechen hat die Anzeige gemacht und steht neben ihnen. Die Störung kommt zu 100% aus ihrer Wohnung." Daraufhin bat der Nachbar die Techniker ins Haus, um weitere Messungen zu machen. Unsere Vermutungen hatten sich bewahrheitet. Der Nachbar betrieb eine Sat-Schüssel und verteilte die Videosignale im ganzen Haus mittels einer PLC Anordnung. Als diese abgeschaltet wurde, waren alle Störungen beseitigt. Die RegTp machte weitere Messungen und teilte mir mit, das diese ausgewertet werden und ich dann in zwei/drei Monaten darüber informiert werde. Das war's!
Noch ein wichtiger Zusatz: Die RegTP hat in dieser Angelegenheit einen ganz tollen Job gemacht und natürlich auch den Nachbarn über die Auswirkungen von PLC aufgeklärt und nachfolgenden Maßnahmen sowie Abschaltung der Anlage angekündigt, sobald die Auswertungen der Messungen abgeschlossen worden sind. Diese Auswertung kann aber leider sehr lange dauern - bis zu 3 Monaten - und solange hätte ich keinen störungsfreien Funkbetrieb machen können.
Da die Störungen auch weiterhin nicht beseitigt waren schrieb ich nun an die Nachbarn folgenden Brief:
Dipl. Ing. 15. 03. 2012
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Ohne weiteren Kommentar oder Rückantwort ist nach diesem Schreiben das PLC Signal abgeschaltet worden und seit dieser Zeit auch nicht mehr aufgetreten. Erst einmal schönen Dank für die Anteilnahme an DL5QE, die schnelle Reaktion der RegTP und die fast 3 Stündigen Messungen im Nachbarhaus sowie bei mir in der Wohnung. Fazit dieser Aktion: Nicht aufgeben, genen PCL aggieren und immer wieder den Benutzen von PCL ins Gewissen reden.
Hier die HP vom DL5 QE: http://www.muenster.de/~dl5qe/ Dort findet Ihr die Infoblätter und Soundbeispiele für PLC
Wehrt Euch gegen die weitere Verbreitung von PLC, gegen Erhöhung der Grenzwerte für diese idiotische Datenübertragung, die körperliche Schädigungen mit sich bringt. Schreibt an die Anbieter dieser Hardware und beschwert Euch darüber. Auch wenn die Amateurfunkfrequenzen ausgegrenzt werden, KW Empfang auf anderen Frequenzen IST DANN NICHT MEHR MÖGLICH! Hier immer wieder Aufklärung betreiben und nicht aufgeben!
Euer DL7AHW
Arthur